Sanierung Stahlyacht II
Sanierung der Wibo 930 ‘Nadir’ Teil 2
alte Version: V 1.7 vom 21.04.09 letzter Update 06.07.14 ©2009
Wibo 930 Ostsee 2008
Die Sanierung Teil II – die Außenhülle
Nachdem ich die Wibo innen komplett saniert habe (siehe Wibo Teil I), ist es an der Zeit, auch die Hülle einer Begutachtung zu unterziehen. Im Frühjahr 2009 habe ich zahlreiche Baustellen entdeckt, als ich einige Teile renovieren wollte. Unter anderem sind folgende Arbeiten nun notwendig geworden:
- Erneuerung der kompletten Fußreling (Süllrand) in V2A
- Erneuerung der Püttingeisen für alle Wanten in V2A (inkl. Klapphalterung der Wanten)
- Umbau der kompletten Reling (Einstieg hinten, Stützen ändern, Einstieg vorn)
- Deck komplett sanieren (schleifen, streichen, tlws. Holzteile erneuern)
- Rumpf schleifen streichen inkl. Antifouling (inkl. Ausbesserungen)
- Beschläge erneuern (Klampen vorn, mittschiffs)
- Haltebügel im Cockpit (alte Halterung mit Kompasssäule entfernen)
- Kompasshalterung erneuern, Kompass reparieren, GPS-Halterung bauen
- Motorluk umbauen
- Ankerhalterung bauen (Ankerkasten?)
- Wasserabflüsse im Cockpit erneuern
- WC umbauen und erneuern
Damit ist zwar noch nicht das ganze Boot saniert – aber es soll ja noch Arbeit übrig bleiben. Erneuert werden sollen irgendwann noch alle Durchlässe und die komplette Konstruktion der Backskisten.
auf ins Winterlager
Fußreling erneuern – Süllrand
Auf der Wibo war werksseitig ein ovales Rohr (38x20x2mm) als Süllrandabschluss aufgeschweißt. Auf diesem Rohr wurden die Relingstützen und Zäune aufgeschweißt. Außerdem wurden unklugerweise im Vorschiffbereich Klampen (Lippklampen) auf das Rohr geschraubt. Das war die größte Schwachstelle, denn nun konnte Wasser in das Rohr eindringen, wenn die Verbindung einmal gelockert war. Da die Festmacher durch diese Lippklampen geführt werden, war es nur eine Frage der Zeit, bis einmal eine Lippklampe nicht mehr ganz fest saß. Das schwarze Rohr wurde also von innen vom Rost aufgefressen und an der Bordwand liefen die Roststrähnen herunter – kein schöner Anblick.
Beim Abbau der Reling musste ich zudem feststellen, dass im Bereich der aifgeschweißten Relingstützen das Rohr von innen ebenfalls stark angerostet war. Eine Stütze konnte ich ohne Kraftanstrengung von der Fußreling ‘pflücken’. Das hätte ein echtes Problem auf See werden können. Leider hatte ich das ganze Ausmaß der Probleme erst erkannt, nachdem ich versucht hatte, das vorhandene Rohr zu sanieren. Leider zwei Tage umsonst gearbeitet.
beim Schleifen entdeckte ich einige Schwachstellen
Anschließend die Bestandsaufnahme. Das Süllrohr war hinüber. Ich wollte es noch sanieren, aber beim Schweißen merkte ich, dass es keinen Wert hat. Also muss es abgeflext werden.
Rostschaden am Süllrohr am Bug
alte schlechte Schweißnaht gefunden
das erste Stück ist herausgetrennt
das Süllrohr ist unten fast durchgerostet
Das Auswechseln des Rohres in einer Werft kostet zwischen 3.400 und 4.500 Euro. Das waren die Angebote, die ein Eigner für die gleiche Arbeit erhalten hat. Ich beschloss, ein V2A-Rohr (Edelstahlsorte 1.4301; 25x2mm) zu verwenden, welches bei 24 Metern ca. 200 Euro kostet. V2A ist für die Ostsee ausreichend im Überwasserbereich. Geschweißt wird mit WIG, Schwarz/Weiß-Verbindung mit ESAB-Schweißstäben OK16.95 (mit dem Lorch HT-180 ACDC). Die Naht selbst ist dann ebenfalls korrosionsbeständig. Das größte Problem ist dabei das Abschotten des Windes, welcher beim Schutzgasschweißen doch sehr hinderlich ist.
Die ersten Arbeiten sind erledigt. Material ist gekauft (25×2 V2A-Rohre, neues Argon, Stäbe, jede Menge Trennscheiben). Das komplette alte Süllrohr habe ich mühsam mit einer 850-Watt-Flex abgeschnitten. Das ist eine sehr sehr dreckige und laute Arbeit. Für die Arbeiten habe ich mir vorab aus dem Material des abgebauten Daches eine Arbeitsbühne gebaut. Damit ging die Arbeit bedeutend schneller. Aus dem Süllrohr kam in einigen Bereichen Wasser heraus, obwohl ich das Rohr von unten mehrmals angebohrt hatte. Es wäre wohl früher oder später an vielen Stellen durchgerostet. Die Arbeit auf Deck ist ohne Seereling relativ gefährlich, da man nix mehr zum Festhalten hat. Die Kosten sind allerdings noch etwas gestiegen, da ich viele Flexscheiben, viel Gas und Schweißstäbe gebraucht habe.
Material vom Dachbau
die Arbeitsbühne
die komplette Reling ist abgeschnitten
die Naht ist bereits verputzt
Speigatt
am Heck ist noch das alte Rohr zu sehen
Die Arbeitsbühne hat sich mittlerweile als äußerst praktisch erwiesen. Ich kann auf die Bühne eine Kiste stellen und dann im Sitzen das Rohr schweißen. Im Stehen muss man sich immer total verdrehen. Innerhalb von 2 Tagen habe ich die neue Fußreling geschweißt. Das waren fast 20 Meter Schweißnaht. Beim WIG-Schweißen verbraucht man sehr viel Argon, so dass ich noch eine zweite Flasche besorgen musste. Die Nähte sind nun verputzt, einmal mit Rostversiegler und zweimal mit Rostschutzfarbe gestrichen. Jetzt müssen die alten Relingstützen, der Bugkorb und der Heckkorb angeschweißt werden. Nach einer Weile gab es auch einen schönen Sonnenbrand vom Schweißen. Darauf hin musste ein altes Hemd als UV-Blocker herhalten.
Windschutz für das Schutzgasschweißen
Flasche und Inverter direkt an der Bühne
Inverter Lorch HT 180 ACDC im Einsatz
die ersten Nähte sind gezogen
Rohr wird mit Zwingen in Form gebracht
Hemd gegen Schweißersonnenbrand 😉
die Nähte
Fußreling ist komplett geschweißt
das neue Rohr bringt keine Rostfahnen
Naht und schwarzer Stahl sind versiegelt
Rumpf oberhalb WL komplett geschliffen
Primer auf Vordeck
Reling sanieren
Die alten Stützen waren noch gut. Zwei musste ich verlängern, da sie bei der Kombinatione Stahl/Edelstahl + Wasser an der Nahtstelle innen korrodiert waren. Die Schweißnähte am Bugkorb sind nicht so der Renner. Ich hatte die Vorbereitung schlampig gemacht. Das aufzuschweißende Rohr muss genau an die Kontur des Süllrandes angepasst werden, um eine ordentliche Naht zu bekommen. Da war viel Nacharbeit angesagt. Die Stützen habe ich alle sorgfältig vorbereitet und deshalb ließen sie sich gut anschweißen.
Das Schweißen der Reling hat mehr Zeit verbraucht, als geplant. Die kleinen Nebenarbeiten und die Anpassungen schluckten Zeit. Aufgrund von Zeitmangel verschiebe ich die neuen Püttinge auf das Jahresende – ich will ja schließlich die Saison nicht verpassen.
Die Achterstaghalterung erschien mir aber nicht sehr vertrauenserweckend. Das ausgearbeitete Loch in dem kleinen Halter (4mm starkes Blech) kann auf Dauer nicht halten. Ich musste also eine Notlösung basteln, ohne am Heck noch schweißen zu müssen. Schön ist die Lösung nicht geworden aber ich habe mehr Vertrauen. Werde das am Jahresende noch einmal umbauen. Für die Saison mags reichen. Neue Relingsdrähte gibt es nächste Woche.
Bugkorb wieder dran
vorbereitete Relingstützen
Nähte an den Stützen
alle Stützen wieder angeschweißt
alte Halterung (hier schon mit neuem Blech)
Notlösung für eine Saison
Streichen, streichen, streichen
So ein Boot ist ganz schön groß. Das Deck habe ich jetzt mit Rostversiegelung (blanke Metallstellen), Rostschutz (ebenfalls blanke Stellen), Primer, Vorstreich und Lack eingepinselt. Die letzte Lage Lack fehlt nun noch. Die Außenhaut ist an den blanken Stahlteilen ebenso behandelt worden. Ansonsten 1x Vorstreich und 1x Lack. Die Decklage kommt noch (plus Zierstreifen und Namen). Leider konnte ich nach einem Vorfall mit dem Bootsnachbarn (Mobo, GFK) nicht mehr schleifen (abhängen aufgrund von Wind nicht möglich), so dass Kanten und Ränder zu sehen sind. Also muss ich auch das im Herbst/Winter noch einmal anfassen. Hatte jetzt aber keine Lust darauf, noch zwei Wochen dran zu hängen. Erst einmal ist der Schutz wichtig, dann kommt das Aussehen. So bleibt noch genug Arbeit 😉
fehlt nur noch Antifouling…
Noch einmal
Auf zur letzten Runde vor dem Krantermin. Ich musste noch einmal den blauen Lack teilweise herunterschleifen, da Absätze und die alten Aufkleber zu sehen waren. Habe dann die Aufkleber mit Spachtel und Verdünnung entfernt und die Kanten neu geschliffen. Lackierung ist dann abgeschlossen und auch Antifouling ist drauf. Zusätzlich habe ich zwei Laschen für den Spibaum an die Reling geschweißt. Nun belastet er den neuen Relingsdraht nicht mehr. Die Anoden wurden noch erneuert. Der Mast steht komplett und aufgetucht ist ebenfalls. Die weiteren Arbeiten erfolgen im Wasser.
Farbe ist wieder abgeschliffen
alte Aufkleber entfernt
neu grundiert
Anoden erneuert
Laschen für Spibaum angefertigt
… und angeschweißt
das Lorch wieder im Einsatz
das Rigg komplett vormontiert
Mast wird gestellt mit dem Eigenbaujütbaum
Mast auf halber Höhe
Mast steht
und Groß ist aufgetucht
Krantermin kann kommen…
Endlich geht es ins Wasser. Beim Kranen noch schnell den Kiel einmal gestrichen und dabei festgestellt, dass da doch am Jahresende mehr gemacht werden muss. Beim Kranen ging alles glatt. Als ich im Wasser war schmiss ich den Diesel an. Nach der ersten Umdrehung tuckerte er los. Wasser und Öl waren frisch und die Batterie war voll. Ich fuhr aus der Krangasse und wollte erst steuerbord wenden, drehte dann aber doch nach backbord ab in Richtung Vorbereitungssteg. Und das war gut so. Nach ein paar Metern ging der Diesel aus. Es waren noch gut 20 Meter bis zum Steg. Die Fahrt im Boot reicht für ein ordentliches Anlegemanöver gerade noch aus. Puh – noch mal gut gegangen. Der Anker lag in der Backskiste… Was war los? Na ja, hab vergessen den Dieselhahn zu öffnen, da er sehr weit hinter dem Motor liegt. Werd ich wohl nicht mehr vergessen…
die Luken müssen noch aufgefrischt werden
die Innenfläche wird nur geölt
die Kielsohle sieht noch nicht optimal aus
die Farbe muss im Herbst richtig drauf…
es geht los
nur noch die Leinen kappen 😉
endlich
sicher am Vorbereitungsteg angekommen
Sommerliegeplatz im Stadthafen ist erreicht
Ich wünsche allen Skippern immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel!
Der 1.Teil der Sanierung ist hier zu finden.