Petromax HK 500
Meine Petromax Petroleumlampe HK 500 – Sanierung und Wiederinbetriebnahme
Wozu eine Petroleumlampe?
Petroleumlampen funktionieren faszinierend – sie sind sehr hell und relativ laut und machen ein sehr schönes warmes Licht. Im Zeitalter von LED und Display eine wohltuende Abwechslung und eine Lampe, die bei einem Vorrat an Petroleum immer brennt – ok ein paar Glühstrümpfe und Dichtungen sollte man auch bunkern. So eine Lampe brennt mit einem Liter Petroleum 8 Stunden und macht dabei sehr viel Licht.
Die Petromax HK 500
Ich habe mir die Lampe übers Netz relativ preiswert gekauft und dazu entsprechende Ersatzteile geordert. Meine Lampe stammt aus aleten Bundeswehrbeständen und wurde vermutlich ausgesondert. Sie war fast nicht benutzt und daher für eine Sanierung sehr gut geeignet. Man kann die alten Lampen aus den 60er Jahren an einr vierstelligen Zahl erkennen, welche im Boden eingestanzt ist. Spätere Modelle hatten das dann nicht mehr.
Die Nummer 4197 zeigt, dass die Lampe am 7. Tag der 41. Woche im Jahre 1969 hergestellt wurde. Die haben da dann tatsächlich sonntags gearbeitet? Na ja, jedenfalls ist das die offizielle Decodierung dieser Lampe – eine Sonntagslampe halt. Die Lampe ist ein Typ 829B mit matter Verchromung, Manometer und Rapidvorwärmer.
Die Lampe kann nicht ohne eine Sanierung in Betrieb genommen werden, da die alten Dichtungen hinüber sind und es gefährlich werden könnte. Die Lampe wird immerhin mit einem Druck von 2 bar betrieben und enthält 1 Liter Petroleum.
Sanierung der Lampe
Die Sanierung der Lampe beschreibe ich jetzt in den Einzelheiten und meist gibt es auch ein Bild dazu. Man sollte sich das entsprechende Werkzeug besorgen, denn schnell sind die filigranen Teile sonst zerstört. Vorab sollte man sich einen neuen Satz Dichtungen, Düsen und Verschleißteile kaufen. Ich hole mir meine Ersatzteile hier: prela.ch. Es gibt auch Shops in Deutschland und oft werden auch ganze Sanierungssets verkauft. Man sollte auf die Qualität der Teile achten, sonst macht die Sanierung keinen Sinn.
Demontage der Lampe in alle Einzelteile
Ich habe mit dem entsprechenden Werkzeugen die Lampe vorsichtig in alle Einzelteile zerlegt.
Hier der obere Teil der Lampe mit den Einzelteilen (links der Glaskörper, Prallschutzplatte darunter, oben rechts die Haube, darunter der Innenmantel, mittig das gebogene Mischrohr, die Mischkammer mit Gewinde, der Keramikbrenner, rechts daneben Druckstück, Schraube und Joch):
Dann alle Teile am Tank demontieren. Dabei immer das passende Werkzeug verwenden. Für besondere Schlüsselweiten benutze ich dann einen Zangenschlüssel, den man sehr genau einstellen kann. Also den Rapidvorwärmer, die Pumpe, das komplette Düsenrohr und das Manometer abbauen:
Hier der teilzerlegte Rapid mit den Hauptkomponenten. Links das Teil kann man säubern – es gibt kleine Bohrungen am oberen Ende, die mit der Handnadel gangbar gemacht werden. Das Sieb am unteren Ende wird abgeschraubt und das ganze Teil innen ausgepustet. Am Rapid (das Teil rechts) ist ein Messingzylinder mit einer Messingschraube befestigt. Dieses Teil erneuern, da es eine Gummidichtung hat:
Der fast komplett demontierte Vergaser. Das Vergaserventil in der Mitte muss gewechselt werden, denn dort befindet sich eine Gummidichtung. Immer das komplette Ventil wechseln. In der Mitte sieht man auch die Vergasernadel mit dem Einstellstück – die beiden langen dünnen Teile. Das Handrad am vergaser dient nur zum ein- und ausschalten der Brennstoffzufuhr (also an oder aus) und nicht zur Regulierung der Lampe. Auch ein Abstellen der Lampe wird nicht über das Handrad vorgenommen – dazu weiter unten mehr. Das Handrad hat am Ende einen kleinen Nippel (Excentersteuerung), welcher in die Ausfräsung der Düsennadelstange (am dicken Mittelstück) greift und so die Nadel und das Ventil öffnet und schließt. Das muss beim Zusammenbau wieder genau passend eingebaut werden:
Die Düsennadel sollte so eingestellt werden, dass sie bei einer Umdrehung max. ca. 1mm herausschaut. Etwas weniger ist nicht problematisch, etwas mehr ist schlecht. Sie sollte gut fühlbar sein, wenn man am Handrad eine volle Umdrehung macht. Um die Nadel zu wechseln, braucht man einen Nadelschlüssel. Die Teile zur Einstellung der Düsennadel sind die Führungsstange, eine Kontermutter, das Führungsstück (das dicke Mittelstück) und die Ventilstange. Die Führungsstange kann man in das Führungsstück schrauben und mit der Kontermutter sichern. Dadurch stellt man die Düsennadel ein:
Den komplett befreiten Tank außen und innen peinlich säubern. Es eignet sich warmes Wasser und Zitronensäure oder ein Mittel, welches Messing nicht angreift. Es dürfen keine Ablagerungen im tank sein. An den Öffnungen die alten Bleidichtungen entfernen, welche sich in den Vertiefungen befinden. Auch die Gewinde müssen alle sauber und leichtgängig sein (nicht fetten oder dergleichen):
Montage aller Teile und Erneuern der Dichtungen:
Der Tank wird nun wieder komplettiert. Zuerst wird die Pumpe eingebaut und dabei auch das Pumpenleder und das Pumpenventil gewechselt (mit einer neuen Bleidichtung zuerst einsetzen und gut festziehen mit einem absolut genau passenden Schraubendreher). Die Pumpe wird mit einer neuen Dichtung eingesetzt und das Pumpenleder mit Vaseline ordentlich gefettet:
Dann das Unterteil des Rapidvorwärmers einsetzen – hier ebenfalls eine neue Bleidichtung verwenden (auch hier daran denken, nicht zurück drehen!):
Den Rapidvorwärmer komplettieren. Stop! Besser erst den Vergaser mit einer neuen Dichtung einbauen, damit man ihn ordentlich drehen kann – sonst passt nämlich nicht das Handrad vorbei und man muss es abbauen! Den Vergaser mit einer Bleidichtung bestücken und handfest anziehen. Dann mit einem genauen Schlüssel oder dem Zangenschlüssel noch zwei Umdrehungen machen und das Handrad so stellen, dass es genau in die Richtung zeigt, wie im ursprünglichen Zustand (genau 90 Grad vom Zentrum weg). NICHT zurück drehen, denn durch die Bleidichtung wird das dann definitiv undicht! Beim Komplettieren des Rapids unbedingt mit einem schmalen Schlüssel gegenhalten, wenn die zweite Mutter aangezogen wird:
Das Manometer mittels einer Gaskartusche prüfen (z.B. für Feuerzeuge) – es wird ca. 2 bar anzeigen bei einer vollen Gaskartusche. Dann das Manometer mit einer neuen Gummidichtung einsetzen – es wird wahrscheinlich nicht genau gerade stehen – einfach ignorieren! Dann den Rapidvorwärmer komplettieren, falls erst der Vergaser eingesetzt wurde:
Wenn die Tankteile alle komplettiert wurden, kann das Traggestell aufgesetzt und mittels Zentrierboden (der mit den großen Löchern) und der etwas längeren Schraube angeschraubt werden:
Nun die Prallschutzplatte aufsetzen, falls sie dabei war. Die gibt es nur bei den BW-Lampen:
Anschließend wird das gebogene Mischrohr auf die Mischkammer geschraubt und mit dem Keramikbrenner verbunden. Mittels Druckstück, Schraube und Joch wird es an den Innenmantel geschraubt und dann vorsichtig ein Glühstrumpf am Brenner befestigt. Der Keramikbrenner kann sich im Betrieb lösen und sollte mit etwas Ofenkitt (wenig) fixiert werden. Ansonsten muss man öfter kontrollieren, sonst gibt es beim Start lustige Feuer ;(
Nun wird das Mischrohr an der Schraube zur Befestigung des Mischrohres eingestellt (nicht die Schraube, die man unten auf dem Bild sieht – das ist das Mischrohrpaddel). Dazu braucht man den Petromaxschlüssel, den man einfach in die Öffnung stecken kann. An der Stelle 500CP hat man den richtigen Abstand eingestellt. Das Mischrohrpaddel – die kleine Messingschraube – wird erst einmal einfach senkrecht gestellt, so dass es den Luftstrom nicht stört:
Jetzt die Haube aufsetzen und sich freuen – die Lampe ist wieder komplett. Da kann man dann mal ein (alkoholfreies?) Bier aufmachen 😉
Inbetriebnahme der Lampe
Vorbereitungen
Zuerst den Glühstrumpf abbrennen – unbedingt draußen, denn das stinkt sehr und ist gesundheitsschädlich. Dazu den Glühstrumpf schön ordnen und anzünden. Er glimmt und verbrennt dann nach und nach. Erst vollkommen verbrannt darf er eingesetzt werden. Nicht mehr anfassen, denn das Teil ist nun super empfindlich. Einen beschädigten Strumpf sofort auswechseln, um Schäden durch Hitze an der Lampe zu vermeiden.
Die Lampe mit gutem Petroleum befüllen – nicht ganz voll füllen, so ca. bis kurz unter den Rand der Einfüllöffnung – lieber etwas weniger, denn zum Betrieb braucht die lampe komprimierte Luft im oberen Bereich.
Start der Lampe
- Kopf und andere Körperteile nicht über die Lampe halten!!
- Die Entlüfungsschraube am Manometer schließen.
- Das Handrad auf schließen (Stellung “zu” = Nase am Rad nach oben).
- Den Druck durch Pumpen auf 2 bar erhöhen (=Betriebsdruck), dabei nicht großartig an der Lampe wackeln.
- Prüfen, ob alles dicht ist, ansonsten Druck am Monometer wieder ablassen und Lampe reparieren!
- Feuerzeug mit stabiler Flamme am Rapid positionieren und Rapid öffnen
- eine laute Flamme muss nun den Vergaser erhitzen
- ständig Nachpumpen und Druck über ein bar halten (besser an 2 bar)
- nach 1,5 Minuten Handrad langsam öffnen (Nase nach unten) und wenn die Lampe angesprungen ist den Rapid gleich schließen
- Druck auf 2 bar bringen
- Lampe wird sich nun auf Betriebstemperatur bringen
- beobachten, ob alles dicht ist und gut brennt
Probleme und Reaktion darauf
- Stichflammen: sofort Rapid schließen und Manometerschraube öffnen = Druck weg = Lampe geht aus
- Lampe undicht: abstellen wie zuvor und reparieren
- Loch im Glühstrumpf: unbedingt erneuern
Viel Spaß beim Nachmachen!
Achtung! Es besteht immer erhöhte Brandgefahr und das ist auch nichts für Kinder!
Gute Beschreibung.
Danke dafür; ich mache gerade auch eine Lampe fertig.
Und eine schicke Wasserpumpenzange.
Was ist das genau für ein Fabrikat?
Gruß Gert
Moin Gert, danke!
Das ist eine Knipex.
Viel Erfolg bei deiner Restaurierung!
Grüße Tom
Hmm.
Eine Petroleumlampe laut?
Aber nur, wenn es eine Petromax oder eines ihrer Derivate ist.
Ansonsten ist eine Petroleumlampe leise und wenig hell.
Das mit dem 4-stelligen Code auf dem Tankboden geht anders:
Die ersten beiden Ziffern: für die Kalenderwoche,
die dritte Ziffer: für den Wochentag (1 bis 5)
und die letzte Ziffer für das Jahr in 1960.
Wo dieser Code nicht trifft, so wie bei der gezeigten Lampe,
ist davon auszugehen, daß sie vor 1960 oder nach 1969 gefertigt wurde.
Schwarzes Handrad und blauer Pumpenknopf … hmm?
Besser: einheitliche Farbe …
Rapidstarten will geübt sein.
Mit der Sanftstartmethode klappt das sicherer und ganz ohne Streß.
Leider dann auch ohne den eindrucksvollen Show-Effekt
mit dem merkwürdigen Spektakel des Rapids.
PS:
Eine viel höhere Brandgefahr geht von jedem Teelicht aus
oder weggeworfener Zigarettenkippe, würde ich meinen.
Ansonsten schließe ich mich Martin Scheerers Worten an:
Schöne Beschreibung soweit!
Gruß von Fidibus!
Hallo Fidibus, danke für deinen Beitrag! Ja die anderen Petroleumlampen sind leiser, vor allem die mit Docht 😉
Hast du für die Jahreszahl eine Quelle? Hab nun schon mehrere Meinungen aber keine zuverlässige Quelle gefunden.
Ich finde den Rapidstart cool. Funktioniert auch immer, wenn man es ordentlich macht. Ist natürlich schon ein wenig Spektakel.
cu Tom
Sehr gute Beschreibung einer Lampenrevision, gefällt mir sehr gut !
Helle Grüsse,
M. Scheerer
Hi, kann man eine Lampe zu Ihnen schicken, damit sie meine Lampe auf vordermann bringen. Selbstverständlich würde ich dies bezahlen. Denn für mich ist das viel zu kompliziert.
Ich bekomme dies nicht hin,
Moin Holger,
hab leider keine Zeit dafür. Muss zur Zeit zu viel arbeiten.
Evtl. später mal.
cu Tom