Segeltörn Rügen 2008
Rund Rügen 2008 mit der Wibo 930
alte Version: V 1.2 vom 01.03.09 letzter Update 27.03.09 ©2009
August 2008 Ostsee vor Hiddensee
Rund Rügen 2008 – Route
- Warnemünde, Marina Hohe Düne
- Hiddensee Marina Vitte
- Rügen Hafen Lohme
- Rügen Marina Lauterbach
- Rügen Fischerhafen Thiessow
- Greifswald Marina in Wieck
- Stralsund Citymarina
- Hiddensee Hafen Neuendorf
- Barhöft Marina
- Stralsund Citymarina
- Rostock Stadthafen
Die Fahrt
Unsere Urlaubstour (zu dritt) begann genau einen Tag nach der Sanierung der Wibo. Es war also die Jungfernfahrt nach der Erneuerung und entsprechend neugierig waren wir. Viel Verpflegung und noch mehr Sachen für 3 Wochen Segelurlaub mussten noch gebunkert werden. Das war eine ganz schöne Schlepperei und die Wasserline lag nun wohl etwas höher. Am Abend vor der Abfahrt ging es mit der S-Bahn zur Marina. Alle waren etwas aufgeregt.
Ganz früh am Morgen warf ich die Leinen los. Der Rest der Mannschaft lag noch in den Kojen und verpasste damit den schönen Sonnenaufgang. Nur Wind gab es kaum. Vor uns lagen über 40 Seemeilen, so dass der Diesel die Ruhe zunichte machte. Doch das gleichmäßige Tuckern klang eher angenehm und der eiserne Pilot hielt den rechten Kurs. Frischer Kaffee dampfte im Thermobecher und steuerbord lag die Küste noch im Morgenschlaf.
Die Fahrt verlief unspektakulär. Der Winde frischte etwas auf und die Segel sorgten für mehr Vortrieb. Trotzdem war der Diesel an diesem Tag noch nicht zu Ende. Um halbwegs pünktlich anzukommen, tuckerten wir damit auch um Hiddensee. Ein starker Regenschauer bescherte uns in den engen Fahrrinnen zwischen Hiddensee und Rügen das erste Adrenalin des Tages. Das nächste Tonnenpaar verschwand im Regen. Neben der Fahrrinne lugte der Sand hervor. Nun hieß es Kurs beibehalten. Hilfsbereite Technik war nicht vorhanden. Das Wetter verzog sich aber schnell und die Sicht besserte sich. Der Abend in Vitte war dann auch schön.
Nach der ersten gemeinsamen Fahrt gab es eine stürmische Nacht. Das Frühstück in der Sonne war ein gelungener Start in den Urlaub. Die nächsten drei Tage wurde Hiddensee unsicher gemacht.
Frühstücksvorbereitungen
schon am Vortag Küchendienst gehabt 😉
Der Sturm zwang auch viele zum Bleiben, die gerne weiter gefahren wären. Die Marina war randvoll und selbst die flachen Plätze am Rand waren begehrt. Durch den Sturm gab es herrliche Wolkenformationen zu sehen und die Wellen peitschten an die Westküste der Insel.
Die Tage vergingen wie im Fluge. Wanderungen, faul sein und gelegentliche Gasthausbesuche wechselten sich ab mit der Suche nach Kunst und Kitsch – wobei Letzteres überwog. Der Sturm legt sich und ein schönes Segelwetter zog herauf. Im Hafen gab es das übliche Hafenkino (vorletztes Bild). Ein Dicker versuchte im Flachwasser zu gastieren und kam nur mit viel Mühe wieder aus seiner misslichen Lage. Bei dem sanften Grund aber sicher keine bleibende Erinnerung. Jetzt in der Hochsaison war die Insel ziemlich voll (mit uns Touristen – ob mit Boot oder Bus/Fähre ist ja gleich) und nicht immer ganz der ruhige Ort. Zeit weiter zu fahren.
Der nächste Schlag sollte bis Lohme gehen. Um Kap Arkona herum und haarscharf am Tromper Wiek vorbei erreichten wir am späten Nachmittag den kleinen Lohmer Hafen. Der Wetterbericht brachte in den nächsten Tagen keinen Starkwind aus Nord, so dass wir hier einlaufen konnten. Bei besagtem Nordwind wird der Lohmer Hafen zur Mausefalle, denn gegen Wellen und Wind ist eine Ausfahrt schlecht machbar. Außerdem wird es dann sehr unruhig im Hafen. Gleich bei der Hafeneinfahrt sahen wir auch den abgestürzten Hang, der vor einiger Zeit in das westliche Hafenbecken rutschte. Nun haben viele Bewohner Angst, dass auch weitere Teile nicht sicher sind. Untersuchungen stellten zwar die Sicherheit fest, schlugen aber auch präventive Maßnahmen für die Zukunft vor.
ebenfalls unterwegs
Arkona kommt in Sicht
sicherer als im Golf von Aden
Absturzhang im Lohmer Hafen
Der Hafen ist relativ klein und liegt wunderschön an der Steilküste. Eine imposante Holztreppenkonstruktion führt bis in den Ort hinauf. Einmal hoch und runter gelaufen erspart garantiert den Frühsport. Gut, dass es frische Brötchen beim netten Hafenmeister gibt. Überhaupt war der Aufhalt in Lohme von freundlichen Menschen geprägt. Leider hatten wir das Pech, dass die Abwasserpumpe des Hafens spontan den Geist aufgab (natürlich am Wochenende) und sie abends nicht mehr in Gang kam. Die weitere Entwicklung im Hafenbecken kann man sich sicherlich gut vorstellen. Für uns ein Grund den Hafen noch vor dem Frühstück zu verlassen. Die Luft auf See war dann auch weitaus bekömmlicher für das Frühstück.
Bei einem guten West, der dann auf Nordwest drehte, ging es dann unter Passatsegeln (na ja, was man so Passatsegelei nennt 😉 weiter. Die Kreidefelsen zeigten sich von ihrer schönsten Seite. Die kleine Windsteueranlage hielt das Boot immer auf Kurs und alle konnten bis zum Greifswalder Bodden am Südperd eine entspannte Fahrt genießen. Die Nudeln mit Tomatensoße schmeckten bei dem schönen Wetter außerordentlich gut.
Kreidefelsen in Sicht
Königsstuhl
Südperd Rügen
Gebäude im Wasser nahe Vilm (Ri Gobbin)
Doch nach dem Kurswechsel auf Südwest war es aus mit der entspannten Segelei. Die erst achterlichen Wellen kamen breitseits und schaukelten uns kräftig durch. Die Nudeln des jüngsten Passagiers bekamen andere Besitzer und alle waren froh, als endlich die Landabdeckung zu spüren war. Im Bodden war es dann vergleichsweise ruhig. Vor der Insel Vilm gab es noch ein kurioses Bauwerk im Wasser. Schon etwas spät machten wir dann in der Marina Lauterbach fest.
In Lauterbach gab es wieder eine Pause. Hafenbesichtigung, Entenfütterung und Besuch empfangen war angesagt. Auch Ausbesserungen an der Fußreling mittels SKT und Pinsel musste sein. Ein Besuch in dem sehr schönen Park in Putbus und schönes Essen rundeten den Besuchstag ab.
Enten füttern (und den frechen Schwan)
Marinaente
Malerarbeiten
Pfarrkirche 1846/1891 im Park Putbus
Am übernächsten Tag ging es wieder raus auf den Bodden. Klein Zicker war das Ziel. Aus dem gemütlichen Segeltag wurde nichts. Ein steifer Süd peitschte die Wellen hoch im Bodden. Ich war der Meinung, schon den Sand zwichen den Wellen im flachen Bodden sehen zu können. Es waren zwar kaum weiße Kämme zu sehen, aber die Böen waren so unvorhersehbar, dass ich mal meine Sturmfock ausprobierte (was nicht wirklich notwendig war).
Wir ‚retteten‘ uns in den ’schönen‘ Fischerhafen nach Thiessow. Das sollte ein ‚Geheimtipp‘ eines Bekannten sein. Es war nicht nur öde und ungemütlich, sondern auch noch extrem teuer und schmutzig dort. Die sanitären Anlagen waren auch deutlich unter Niveau. Zu guter Letzt hatten wir auch einige Lebensmittel aufgebraucht und am Wochenende war weit und breit nichts zu finden. Die einzige Kneipe hatte zu. Also früh los. Das Wetter sah morgens noch bedrohlich aus, brachte aber nur leichte Winde und sehr schönen Sonnenschein. Der erste richtig warme Tag. Endlich mal raus aus den wärmeren Segelklamotten und Sonne genießen. Der Blister zog uns kreuz und quer über den Bodden und der Wind machte auch schon mal eine Pause. Aber nur um Luft zu holen. Am späten Nachmittag blies es dann schon etwas mehr und es wurde Zeit für den Schlag nach Greifswald.
In Greifswald oder genauer in Wieck blieben wir zwei Tage. Wieder stand Besuch auf dem Plan und außerdem kam auch noch die Ostseezeitung auf die Idee, mal eine Familiencrew zu interviewen. Da nur zwei Gastlieger da waren, viel die Wahl auf uns und eine Woche später gab es jede Menge Anrufe 😉
Schöne Lichtstimmungen verzauberten den Hafen in Wieck. Die Greif ging auf große Fahrt und wir ließen etwas Geld in Hafenkneipen und machten die Gegend unsicher.
Nadir in Wieck
die alte Zugbrücke im Hafen
Greif beim Auslaufen
Abendstimmung in Wieck
Stralsund war das nächste Ziel. Erst gegen den Wind motort, dann die Segel gesetzt. Die vielen Kreuzschläge durch den Sund bei ordentlicher Schräglage machten müde. Die Citymarina ist nicht gerade heimelig aber ein guter Ausgangspunkt für Unternehmungen. Gestaunt haben wir über die langen Schlangen vor dem Ozeaneum. Natürlich ließen wir uns einen Besuch nicht nehmen. Sehr empfehlenswert!
trotz wenig Tuch schnell unterwegs
Volkswerft Stralsund
alte und neue Brücke über den Sund
Ozeaneum nach Eröffnung (Megaschlange)
Als letzte Station kam nur noch einmal Hiddensee in Frage. Diesmal sollte es Neuendorf werden. Schönes Wetter und noch einmnal zwei angenehme Abschlusstage rundeten den Urlaub ab. Zurück ging es über Barhöft.
Hafen Neuendorf voraus
Fähre im Hafen macht auch mal Schwell
im Urlaub Findus gebastelt
Findus bei der Jungfernfahrt
Die Rückfahrt war noch etwas abenteuerlich. Schon um vor fünf warfen wir die Leinen los, weil es ein langer Schlag in den Rostocker Stadthafen war. Die Winde waren uns nicht hold. Rasmus schickte uns gegenan. Morgens sah noch alles gut aus aber im Laufe des Tages ging es nur noch langsam gegen Wind und Welle voran. Mittags erst waren wir auf der Höhe Darßer Ort und das GPS zeigte nur 2,5 Knoten über Grund, obwohl das Log fast am Anschlag stand. Der Motor lief auf vollen Touren und die Segel stützten das Boot. Wie ich es auch hinrechnete – die Reststrecke war nicht vor Einbruch der Dunkelheit zu schaffen. Weit über 20 Meilen lagen noch vor uns. Kreuzen ergab auch keinen besseren Gewinn. Hier hätte der Nothafen uns sehr weiter geholfen – aber das Ausbaggern der kleinen Fahrrinne und die Nutzung des kleinen Naturhafens liegt ja wohl Einigen nicht am Herzen. Schade.
Ich beschloss umzukehren, da unsere Nachwuchscrew bereits die Pütz in sicherer Entfernung gebunkert hatte. Dir 20 Meilen zurück ergaben einen Rekordschnitt. Die Einfahrt am Bock war doch etwas kribbelig bei den nun schon höheren Wellen. Wir düsten gleich bis Stralsund weiter und nahmen den Zug nach Rostock. Montag ging die Arbeit weiter. Am nächsten Wochenende holte ich die Nadir (bei diesmal zu wenig Wind) dann einhand nach Hause. Ein schöner Segelurlaub ging damit zu Ende.
Ich wünsche allen Skippern immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel!
Sehr schöner Bericht und vor allen schöne Bilder!
Danke!
War auch nen schöner Törn. 😉
cu Tom