Fotolabor im Badezimmer
Die Dunkelkammer in der Wohnung
Nach einem Umzug fiel das alte gut eingerichtete Labor weg, so dass für die analogen Vergrößerungen eine neue Lösung her musste. Ein zusätzlicher Raum war schlichtweg nicht vorhanden, so dass nur das Bad infrage kam. Die Fliesen sollten dabei nicht beschädigt werden und die benötigte Nassstrecke sollte schnell auf- und wieder abgebaut werden können.
Vergrößerer über Waschmaschine
Wie vorgehen, wenn wenig Platz ist?
Bevor man sich über die Um- oder Einbauten Gedanken macht, sollte man das grundsätzliche Vorgehen bei der Selbstentwicklung durchdenken. Hierbei spielt die Negativ- und Postiventwicklung eine Rolle. Folgende Fragen sollte man sich beantworten:
- Soll nur schwarzweiß oder auch in Farbe entwickelt werden?
- Wie sollen die Filme entwickelt werden?
- Sollen Automaten für die Film- und/oder Papierentwicklung eingesetzt werden?
- Können die Einbauten ständig installiert bleiben?
- Dürfen Fliesen angebohrt werden?
- Was passiert, wenn jemand das Bad zwischendurch nutzen möchte?
Erst danach kann man sich einen Überblick über die notwendigen Investitionen und den Umbauaufwand machen. Die meisten werden sicherlich nur die Filmentwicklung in schwarzweiß durchführen aber einige möchten dies auch auf den Positivprozess ausweiten. Ich habe folgende Entscheidungen getroffen:
Nur schwarzweiße Entwicklung von Film und Positiv.
Für die Filmentwicklung wird der TAS Filmprozessor benutzt. Warum ist in diesem Beitrag beschrieben: Heiland TAS
Der Vergrößerer bleibt installirt und die Nassstrecke wird nur temporär aufgebaut als Schalenentwicklung.
Durch diese Einschränkungen konnte das kleine Bad dafür in Betracht gezogen werden. Der Bereich über der Frontladewaschmaschine war ungenutzt, so das dort der vergrößerer Platz finden konnte. Die Nassstrecke sollte über der Badewanne plaziert werden und schnell auf- und abbaubar sein. Es dürfen keine Fliesen durchbohrt werden. Die Filmentwicklung erfolgt in der Küche, könnte aber auch im Bad vorgenommen werden. Die Lösungen werden nun beschrieben. Voraussetzung für das Arbeiten im Bad ist ein permaneneter Luftabzug, da sonst schnell Chemikaliendämpfe den Raum füllen würden.
Der Vergrößererplatz
Für das Arbeiten mit dem Vergrößerer muss auf folgende Dinge geachtet werden:
- Gerät und Tisch dürfen keinen Kontakt zur Waschmaschine haben, wenn alles vor Ort bleiben soll. Die Vibrationen würden das Gerät auf Dauer schädigen.
- Stromanschluss 230V, möglichst FI-abgesichert
- etwas Platz neben dem Vergrößerer
- Höhe muss ausreichend sein, falls da was überbaut ist
Um nicht bohren zu müssen, habe ich die neue Arbeitsplatte über der Waschmaschine auf drei Stützgestelle gebaut, entkoppelt und mit Stiften gesichert. Das Ganze kann auch in ein paar Minuten wieder spurlos entfernt werden, falls man an die Maschine ran muss oder aus anderen Gründen.
die Ausgangslage an der Waschmaschine
Die Gestelle bestehen aus einfachen Vierkanthölzern 28x28mm und sind 90cm hoch. Die Kanten sind angeschliffen und oben und mittig sind ein Querriegel angeschraubt. Bei Hartholz unbedingt die Schraubenlöcher vorbohren und Edelstahlschrauben nehmen. Sind die vorgebohrten Löcher zu klein, reißen die Schrauben ab. Es wird je ein Gestell für rechts, links und hinten benötigt. Durch das Gewicht der Platte und des Gerätes verrutscht da auch nichts. Dazu muss aber die Arbeitsplatte mit Stiften gesichert werden. Ich habe Ikea-Regalstifte genommen, die zum Befestigen von Platten auf Holzregalen benutzt werden. Der Durchmesser ist evtl. so 6-8mm und sie sind 3cm lang. Diese Stifte halten die Gestelle an ihrem Platz, indem sie durch die Arbeitsplatte gesteckt werden und dann ca. 1cm in das Holz des Gestells reichen. Mit einer Schablone aus Holz können die Bohrlöcher exakt gesetzt werden. Man fängt mit der Platte an, bohrt die Löcher in die Platte, senkt diese etwas an und stellt alles auf. Jetzt können die Löcher auf den Gestellen angezeichnet werden, indem man einen dünnen Bleistift durch die Löcher steckt. Die Gestelle müssen dazu ganz an der Wand stehen. Eine zweite Person ist hilfreich, wird aber nicht zwingend benötigt.
die drei Gestelle sind fertig
alle müssen gleich hoch sein
Schablone für die Bohrlöcher
Bohrlöcher ansenken
alles aufbauen und Bohrlöcher auf den Gestellen anzeichnen
Bohrermarkierung mit Tesafilm für genaue Bohrtiefe im Gestell (Stift muss bündig sein auf Platte)
Filzstreifen zum Aufkleben
Stifte schließen bündig auf der Platte ab und sind nur lose eingesteckt
Vergrößererplatz ist fertig
Der Vergrößerer – Focomat V35 mit Splitgrade
Die Kombination V35 plus Splitgrade ist sehr komfortabel und ist für KB eine sehr schöne Lösung. Es geht auch jeder andere Vergrößerer aber dieser hat mehrere Vorteile mit dem Splitgrade. Man spart Papier und kommt schneller zu guten Ergebnissen. Das Scharfstellen macht man nur einmal und als Objektiv ist das 40er eine gute Lösung. Im Kopf ist das Modul von Heiland electronic eingebaut, um den Splitgrade zu nutzen.
Focomat V35 mit Splitgrademodul
Der Splitgrad-Controller mit dem V35-Modul nimmt einem viel Arbeit ab und trotzdem hat man noch volle Kontrolle über das Bildergebnis. Das Arbeiten macht einfach Spaß damit.
Die Positiventwicklung
Um die Schalenauf der Badewanne unterzubringen genügen einfache Platten, welche mit einem Holz gegen abrutschen gesichert werden. Bei Nichtgebrauch kann man die beiden Platten unter die Vergrößerer-Arbeitsplatte stellen, so dass sie nicht stören.
Kanthölzer gegen abrutschen
alle Platten aufgebaut
entweder so aufbauen
oder auf einer Platte (unten in der kleinen Wanne erfolgt die Wässerung)
Nun kann entwickelt werden…
Sturm “Friederike” Januar 2018
Sehr schöner Artikel – auch ich habe eine Dunkelkammer in der Wohnung für Kleinbild und setze auf eine High-End Konfiguration. Das muss kein Kompromiss sein, nur weil wenig Platz vorhanden ist.
Moin Thomas, ja da hast du recht! Grüße Tom